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Prof. Otto Eder

EIN BERÜHMTER BILDHAUER AUS SEEBODEN

Otto Eder wurde 1924 in Seeboden geboren und starb 1982. Er schuf Werke, die ihm in der österreichischen modernen Kunst einen hohen Rang einräumen. Zwei seiner bedeutendsten Werke finden sich in Seeboden. 

Als Otto Eder 1948 mit einem Rucksack voll Holzfiguren aus Kärnten anreist und sich um einen Studienplatz an der Akademie in Wien bewirbt, meint Fritz Wotruba, berühmter Leiter der Meisterklasse, zu ihm: „Du kannst anfangen“.

Otto Eder wird am 4. Februar 1924 in Seeboden geboren. Er wächst daheim in einer Atmosphäre auf, die seine Entwicklung zum Künstler fördert. Sein Vater ist ein vielbegehrter Tischler und Zimmermann, Ofen- und Mühlenbauer, technisch und künstlerisch begabt. Ab seinem 70. Lebensjahr bildhauert er selbst: Er meißelt für sich und seine Frau je einen Grabstein. Eine weitere Marmorfigur von ihm ist im Park bei „Garten & Floristik Winkler“ aufgestellt. Vater Eder ist so erfolgreich, daß er jedem seiner fünf Kinder ein eigenes Haus bauen kann. Otto erhält von ihm das Haus am Römerweg 1.

Otto Eder lernt die Bildhauerei daheim und bei Holzschnitzer Hans Widerin in Spittal, dann an der Kunstgewerbeschule in Villach, bevor er 19-jährig zum Kriegsdienst eingezogen wird. 1946 besucht er die Kunstgewerbeschule in Graz bei Prof. Walter Ritter, wo erste wichtige Figuren entstehen.

Rivalität an der Akademie. Von 1948 bis 1952 studiert Eder bei Wotruba in Wien. Als er im Hof der Akademie zu experimentieren beginnt, kommt es zum Konflikt. Eder entwickelt seine „Dübelplastiken“. Kaum bearbeitete Blöcke, später auch Elemente aus Holz werden durch Dübel verbunden. Die Idee, Figuren nicht mehr zu meißeln, sondern wie bei einem Baukastensystem zusammenzustecken, war eine Provokation für die klassiche Bildhauerei. Als Eder im Herbst 1951 vom Tunnelbau in Kärnten nach Wien zurückkehrt, findet er Dübelplastiken zerlegt, eine Doppelfigur zerstört. Meisterklassenleiter Wotruba hat den Akademiehof „für Filmarbeiten aufräumen“ lassen. Eder ist am Boden zerstört. Nach weiteren Reibereien kommt es 1952 zur Entlassung Eders von der Akademie. Ein späterer Versöhnungsversuch scheitert. Trotz des Konflikts schreibt Wotruba seinem Studenten ins Zeugnis: „Ich halte ihn für einen besonders befähigten Bildhauer, dessen Entwicklung viele Möglichkeiten hat die heute noch nicht abzusehen sind. Sein Mut immer wieder einen neuen Weg zu versuchen um zum Ziel zu gelangen scheint mir ein besonderes Merkmal zu sein.”

Von Wien bis Zagreb. Um 1953 erhält Eder sein erstes Atelier in Wien. Es entstehen etwa zehn monumentale Figuren in Gips, Holz, Beton und vorwiegend in Marmor. 1961 hat Eder seine erste Einzelausstellung in der legendären Wiener „Galerie im Griechenbeisel“. „Eder”, so urteilt die Presse, „fällt aus dem Rahmen des Üblichen”, er „hat wirklich Wesentliches zu sagen“ und „sei ernst zu nehmen”. Durch die Kontakte der Galerie kommt es zu zahlreichen Ausstellungsbeteiligungen von Prag bis Zagreb. Eder nimmt an Bildhauersymposien im slowenischen Portorož, im niederösterreichischen Lindabrunn, im Krastal und im Europapark Klagenfurt teil. Er erhält den Staatspreis für österreichische Bildhauerei, Preise der Stadt Wien, wird Mitglied der Wiener Secession und bekommt den Professorentitel verliehen. Im 3. Wiener Gemeindebezirk gründet Eder im „Gasthaus Steffi“ einen wichtigen Stammtisch für Kärntner. 1967 hat Eder mit dem Maler Franz Grabmayr seine zweite große Ausstellung im Wiener Künstlerhaus. Der Durchbruch gelingt ihm bei seiner dritten und letzten großen Einzelausstellung 1968 in der Secession Wien, diesmal zusammen mit Adolf Frohner.

Idole der Harmonie. Neben der Dübelplastik verfolgt Eder schon früh einen zweiten Ansatz. Er, der im Krieg schwer verwundet wurde, sucht nun nach Chaos und Verletzung neue Wurzeln und findet sie in der griechischen Kunst. Harmonie und Einheit werden Ziel seines bildhauerischen Arbeitens. Er versucht Männliches und Weibliches in einer Figur zu vereinen. Auch die zu Stein gewordenen Mutterfiguren zeigen seine Sehnsucht nach Harmonie. In einer lang gesuchten „Formel“ reduziert Eder die menschliche Gestalt auf miteinander verbundene Ei- und Kugelformen. Im Ei sah er den Ursprung allen Lebens.

Eders bildhauerisches Ziel sind Ideale, auch Idole, die er wie die berühmten Stelen auf der Osterinsel in die Landschaft setzen will. Zu diesen Idolen gehört die „Große Liegende - Der Hilflose“ aus Krastaler Marmor. Sie war einst am Autobahnparkplatz Karawankenblick oberhalb des  Wörthersee aufgestellt und kam 1993 in den Klingerpark Seeboden, wo ihre Präsentation vor kurzem neu gestaltet wurde. Es ist dies Eders längste Figur in Stein. Andere großen Figuren des Künstlers finden sich in der Großfeldsiedlung in Wien, im Europapark Klagenfurt, in der Fußgängerzone Leoben, im Kurpark Oberlaa in Wien, im Freizeitpark Moers, Deutschland, im slowenischen Portorož und im schweizerischen Mollis. Eine weitere wichtige Figur Eders, die “Große weibliche Figuration II“ steht in Bronze als Dauerleihgabe der Firma „STRABAG“  auf dem „Prof. Otto-Eder-Platz“ vor dem Kulturhaus in Seeboden. Der Platz wurde Eder anläßlich der Markterhebung Seebodens im Jahr 2000 gewidmet.

Verein Krastal. Eder läßt den Kontakt zu Kärnten nicht abbrechen. Im umgebauten Keller seines Hauses in Seeboden, im sogenannten „Römergrab” werden ausgiebig Feste gefeiert. Herbert Haupt und Humbert Fink zählen zu den feiernden Freunden. H.C. Artmann hat des öfteren im Römergrab Lesungen gehalten. Wie Herbert Wochinz berichtet, feierte man dort nach den Premieren im Schloss Porcia.

Seit 1967 nimmt Eder an den von Karl Prantl gegründeten Bildhauersymposien im Krastal und im Europapark teil. 1970 wird er Mitbegründer des „Vereins Begegnung in Kärnten – Werkstätte im Krastal“. Im Gegensatz zu Prantls Symposien sollen im Krastal nicht nur die Bildhauerei sondern auch Grafik, Malerei, Architektur, Literatur, Musik und aktionistische Akzente vertreten sein. Eder schwebt ähnliches wie eine mittelalterliche Dombauhütte vor, ein Haus offen für alle Künstler der Welt. Doch wachsen mit den vielen Aktivitäten die finanziellen und andere Probleme. „Ich mache alle Arbeiten, sodaß ich zu keinen eigenen Arbeiten mehr komme. Eine Künstlervereinigung die aus EINER PERSON besteht???” frägt Eder verzweifelt in seinen Notizen und schreibt resigniert: „Und ich, bin ich nach 27 Jahren nicht noch genau so arm, wie damals.”

Einsames Ende. Ende Juli 1982 baut Eder auf dem Heimweg vom Krastal nach Seeboden alkoholisiert einen Verkehrsunfall, bei dem niemand zu Schaden kommt. Die Polizei nimmt ihm den Führerschein ab. Eine Wirtin sieht Eder noch spät nachts im Garten seines Hauses herumirren, dann ist er verschollen. Zwei Wochen später wird sein Leichnam unweit seines Hauses im Wald gefunden. Otto Eder hat sich erhängt. Die seelischen und körperlichen Verletzungen im Krieg, das Zerlegen seiner Figuren durch Wotruba, Eders Kompromißlosigkeit, Vereinsamung und gesundheitliche Probleme, abgelehnte Projekte, das Scheitern seiner Ideen im Krastal und neue, ihm fremde Tendenzen in der Kunst sind mögliche Ursachen für sein selbst gewähltes Ende. Sein Freitod ist wohl eine momentane aber endgültige Verzweiflungstat, denn er hat noch Pläne. Er will mit seinem Atelier in sein Geburtshaus übersiedeln. Viele Figuren warten auf das Gießen in Bronze, sie sollen seine Altersvorsorge sein. „Einsam war Dein Ende” heisst es in der Parte und im Nachruf einer Kärntner Zeitung: ”Eder war einer, der viel gegeben der aber wenig bekam.”

Nachruhm. Eders Nachlaß wird zunächst vom „Verein Begegnung in Kärnten“ im Krastal betreut, erforscht, ausgestellt und in einem ersten Katalog publiziert. 1991 hat die Galerie Altnöder in Salzburg den Nachlaß samt Rechten von seiner Erbin und Schwester Stefanie Pflügl erworben. 1996 erscheint im Auftrag der Galerie Altnöder eine inzwischen vergriffene Biographie von Dr. Elisabeth Rath mit einem Werksverzeichnis, das 154 Bildhauerarbeiten und 14 Werke zur Kunst am Bau erfasst.

Seit Eders Tod kommt es zu musealen Ausstellungen in Salzburg, Wien, Passau, Klagenfurt und Villach. Werke finden sich u.a. im Museum Belvedere in Wien, in der Kärntner Landesgalerie (heute Musem Moderner Kunst Kärnten), im Museum der Moderne in Salzburg, im Wien Museum, im Museum Würth im deutschen Künzellsau, in den Sammlungen Leopold in Wien, der STRABAG und der Stiftung Liaunig in Neuhaus. Sein Werk vertreten heute die Galerien Altnöder in Salzburg, Walker im Schloß Ebenau, Maier in Innsbruck und Chobot in Wien. Werke Eders erzielen auf Auktionen in Wien beachtliche Preise. Seine Heimatgemeinde Seeboden arbeitet an einem Konzept, das Eder und sein Werk der Öffentlichkeit würdig präsentieren soll.

Geblieben sind von Otto Eder ein überzeugendes bildhauerisches Werk und zeitlos gültige Aussagen zur Darstellung des Menschen. Sein Werk räumt ihm in der österreichischen Bildhauerei einen wichtigen Rang ein. Dazu Kristian Sotriffer, einer der besten Kenner und wichtiger Kritiker in dieser Zeit: „Wenn man von diesem lockeren Wotrubakreis spricht, ist der Eder sicherlich einer der Interessantesten.”

Ferdinand Altnöder

Ferdinand Altnöder gründete mit seiner Frau Heidi 1984 die Galerie Altnöder in Salzburg, die sich der österreichischen modernen Kunst widmet (www.galerie-altnoeder.com).

Prof. Otto Eder

© Foto Leischner Michael, Villach

“Große weibliche Figuration II“

Eders “Große weibliche Figuration II“ in Bronze steht frisch renoviert als Dauerleihgabe der Firma „STRABAG“  auf dem „Prof. Otto-Eder-Platz“ vor dem Kulturhaus

"Stehendes Mädchen – Die Kärntnerin"

Otto Eder, "Stehendes Mädchen – Die Kärntnerin". Um 1950, Gipsabguß im Depot der Gemeinde. Foto: Galerie Altnöder

„Große Liegende - Der Hilflose“

Eders grösste Figur, die „Große Liegende - Der Hilflose“ aus Krastaler Marmor. Sie war einst am Autobahnparkplatz Karawankenblick oberhalb des  Wörthersee aufgestellt und kam 1993 in den Klingerpark, wo ihre Präsentation vor kurzem neu gestaltet wurde.